Der Ausgangspunkt Durch die Globalisierung kommen immer mehr Menschen der verschiedensten Völker, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen einander nahe. Die Welt wird zum „global village“, die Menschheit zu einer Art „Dorfgemeinschaft“ - multiethnisch, multikulturell, multireligiös. In diesem modernen Dorf namens ERDE bleibt keiner unbeteiligt. Wir haben es täglich vor Augen und leiden darunter. Wie können wir das menschliche Leben in Freiheit schützen, das Zusammenleben in Frieden und Gerechtigkeit fördern und die Zerstörung unserer Welt verhindern? Wie können wir uns weiterentwickeln und befähigen für ein gelingendes Leben im global village der Zukunft? Indem wir erstens Globalisierung und integrative Multikulturalität als Jahrtausendchance verstehen. Diese grundlegenden Gemeinsamkeiten zwischen den Völkern, Religionen und Kulturen sind bildlich gesprochen „ein Haus der Gemeinschaft“ in diesem Dorf namens ERDE, unter dessen einem Dach Raum ist für alle Menschen, denen das globale Gemeinwohl am Herzen liegt. Das Ziel: Wie lässt sich ein „Haus der Gemeinschaft“ erbauen, wie gelangen wir zu einer globalen Ökumene? Was sind die grundlegenden Gemeinsamkeiten, der kleinste gemeinsame Nenner aller Völker, Religionen und Kulturen? Was können wir alle gemeinsam tun, weil es jede/r für sich akzeptieren kann? Das Fundament dieses Hauses ist die Sehnsucht nach Wohlergehen. Die tragenden Säulen dieses Hauses sind vier einander gleichwertige Grundvollzüge, die nur in Kombination und beständiger Praxis ihre volle Wirkung entfalten. Das Dach dieses Hauses ist das Einssein in lebendiger Vielfalt. Das Fundament Jeder Mensch sehnt sich nach dauerhaftem Wohlergehen, d.h. nach Frieden und Freundschaft, nach Gerechtigkeit und Chancengleichheit, nach körperlichem und seelischem Wohlbefinden in einer schadstoffarmen natürlichen Umwelt, nach einem den primären Bedürfnissen angemessenen wirtschaftlichen Auskommen, nach sinnvoller Tätigkeit, nach Schönheit und Lebensfreude, nach Freiheit und Würde – mit einem Wort: nach einem gelingenden Leben. Dieses Verlangen nach einem gelingenden Leben erstreckt sich zunächst nur auf die eigene Person, mit wachsender Reifung der Persönlichkeit aber auch auf die Menschen der näheren und ferneren Umgebung, auf Verwandte, Freunde, Nachbarn und Kollegen, auf die "Nächsten" und die "Fernsten". Nur die Sehnsucht nach dem allgemeinen Wohlergehen, nach dem globalen Gemeinwohl, kann das dauerhafte Fundament für ein globales Haus der Gemeinschaft darstellen. Wir geben dieser Sehnsucht Raum, indem wir zu allererst auf unsere leiblichen Nöte achten: den Bedarf nach Schlaf und Bewegung, nach frischer Luft und natürlichem Licht, nach Speise und Trank, nach Berührung und Wärme, nach Schutz und Geborgenheit.
Die tragenden Säulen Wenn aus unserer Sehnsucht nach allgemeinem Wohlergehen ein Tun erwächst, kommen die tragenden Säulen für ein globales Haus der Gemeinschaft zustande. Diese tragenden Säulen stellen vier Grundvollzüge dar, die als kleinste gemeinsame Nenner unseren ethnischen, religiösen und kulturellen Entfaltungen zu eigen sind und die wir immer schon leben. Sie können letztlich alle auch in globaler Gemeinschaft kultiviert werden - unabhängig von unseren individuellen oder gruppenspezifischen Besonderheiten. Wo diese vier Grundvollzüge in Kombination und im Geist einer globalen Dorfgemeinschaft, einer internationalen, interethnischen, interkulturellen, interreligiösen und intersubjektiven Ökumene, praktiziert werden, erstarken die tragenden Säulen für ein globales Haus der Gemeinschaft! Die vier Grundvollzüge lauten: 1. Säule: Introversion, d.h. innehalten, schweigen, in sich gehen Spontane oder absichtlich herbeigeführte Augenblicke und Zeiten der Introversion sind seit jeher allen Menschen, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen gemeinsam. Zeitweise Introversion ist also eine anthropologische Konstante. Die erste und wichtigste Säule für ein globales Haus der Gemeinschaft besteht somit in der kultivierten Praxis des Innehaltens, Schweigens und In-sich-Gehens. Durch die Übung des Innehaltens werden wir still und lernen, in uns zu ruhen. Menschen, die schweigend innehalten sind z.B. der alte Bauer, der am Abend auf seiner Hausbank sitzt, ein Mönch in kontemplativer Versunkenheit, ein Liebespaar, das einen Sonnenuntergang erlebt, ein gestillter Säugling an der Brust der Mutter, eine Gesprächsrunde, in der unversehens der Redefluss verstummt („ein Engel geht durchs Zimmer...“), seit Jahrzehnten miteinander vertraute Partner, die sich wortlos verstehen. Sie alle erleben das schweigende Innehalten als erfüllte Augenblicke, in denen alles aufgehoben ist, was das menschliche Herz bewegt. In globalen Nöten erweist sich das schweigende Innehalten (weltweite Schweigeminuten z.B.) als kleinster gemeinsamer spiritueller Nenner, als universal kompatible spirituelle Grundübung. Der interkonfessionelle und interreligiöse Dialog ebenso wie derjenige zwischen den Religionen und den nicht-religiösen Weltanschauungen kommt bei allem Fortschritt immer wieder ins Stocken. Eine allen gemeinsame Wahrheit werden wir in keiner spirituellen Formel finden. Für den Frieden zwischen den Religionen und Weltanschauungen ist es aber unverzichtbar, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. 2. Säule: Personalisation, d.h. aus sich herausgehen, sich mitteilen, erzählen Spontane oder in eine bestimmte Form gebrachte Mitteilungen dessen, was die eigene Person betrifft, sin allen Menschen ebenso gemeinsam wie das Zur-Kenntnis-Nehmen solcher persönlicher Botschaften. Jeder Mensch ist auf diese Weise immer wieder „Sender“ und „Empfänger“. Durch die Art und den Inhalt seines Kommunizierens (als Sender wie als Empfänger) wird der Mensch persönlich oder bleibt unpersönlich. Dieses „Persönlich-Werden“, m. a. W. die Personalisation ist gleichermaßen eine anthropologische Konstante. Die zweite, nicht minder wichtige Säule für ein globales Haus der Gemeinschaft besteht also in der kultivierten Praxis der Selbstmitteilung. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner für eine erfüllte persönliche Existenz in der Gemeinschaft anderer Menschen: Sein und sein lassen, leben und leben lassen. Dies gelingt unter zwei entscheidenden Voraussetzungen: einmal, dass der jeweilige „Sender“ bei der Selbst-Mitteilung bleibt und nicht über andere, etwas oder sich redet; zum zweiten, dass die „Empfänger“ solche Selbstmitteilungen sein lassen und nicht in Frage stellen, analysieren, deuten oder kritisieren. Diese Haltung kultivieren wir im zweiten Grundvollzug – „Aus sich herausgehen, sich mitteilen, erzählen“. 3. Säule: Sozialisation, d.h. aufeinander zugehen, miteinander leben, teilen und feiern Auf einander zugehen, miteinander leben, teilen und feiern, m. a. W. Sozialisation ist ebenfalls eine anthropologische Konstante. Ihre fortwährende, die Grenzen der Ethnien, Kulturen und Religionen überschreitende Kultivierung bildet die dritte, unverzichtbare Säule für ein globales Haus der Gemeinschaft. 4. Säule: Extraversion, d.h. zusammen arbeiten, gestalten und in der Welt wirken Extraversion in diesem Sinne ist wiederum ein Grundvollzug, eine Konstante, die sich überall und jederzeit in der Welt der Menschen findet. Die Kultivierung der Zusammenarbeit, der gemeinsamen Weltgestaltung über ethnische, kulturelle und religiös-ideologische Grenzen hinweg bildet die vierte entscheidende Säule für ein globales Haus der Gemeinschaft.
Das Dach Die beständige und ausgeglichene Kultivierung der vier Grundvollzüge lässt nicht nur ein allgemeines Bewusstsein globaler Gemeinsamkeiten über alle Grenzen hinweg entstehen. Sie führt zu einem Bewusstsein der Einheit gerade in der lebendigen Vielfalt; zur Erfahrung einer grundlegenden Übereinstimmung und einer weitverzweigten wunderbaren Vielstimmigkeit; zum Erleben des Einklangs und der Konsensualität, d.h. eines Sinnes zu sein. Dieses Einheitsbewusstsein ist nicht machbar; es stellt sich von selbst ein und erfüllt alle, die seiner teilhaft werden, mit tiefer Dankbarkeit und Freude, mit Frieden und Eintracht, mit Wertschätzung gegenüber jedem individuellen Lebensweg. Es ist das Dach dieses globalen Hauses der Gemeinschaft, unter dem jeder Mensch seinen Platz finden kann.
Ideal und Wirklichkeit Wie dieses Ideal Wirklichkeit wird, hängt einzig und allein von den Menschen ab, die es teilen, sich zu eigen machen und um seine Realisierung bemühen. Auf viele verschiedene Arten lassen sich die oben beschriebenen vier Grundvollzüge als kleinste gemeinsame Nenner einer „globalen Ökumene“ üben und kultivieren. Die nachhaltigste Wirkung entfalten sie, wenn sie in Kombination praktiziert werden. Nur alle vier Säulen gemeinsam können das Dach ermöglichen und tragen. Wenn Sie Interesse haben, an diesem Bau eines globalen Hauses der Gemeinschaft mitzuwirken, dann senden Sie mir doch bitte eine Mail an: josef.wimmer@oekumene-global.de |
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